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Im Winter 1971, gerade mal 21 Jahre alt, hatte ich das grosse Glück, dass mich Seniora Rivel zu ihrem Mann in die Garderobe im Circus Krone Bau in
München liess, wo er mir mehrere Autogramme gab und mir erlaubte still neben ihm zu sitzen, während er sich schminkte. Charlie Rivel war auch im Privatleben ein eher fröhlicher Mensch, aber nun verwandelte er sich
mit jedem Farbstrich in ein Kind. Ich spürte, wie immer mehr Leichtigkeit in diesen alten Mann einkehrte und jede seiner Handbewegungen wurde leichter, fast beschwingt. Er bewegte seinen Mund und sah sich seine
eigene Mimik im Spiegel an. Da lachten sich zwei an, die nur mit sich selbst beschäftigt waren. Der Clown und sein Ebenbild im Spiegel. Ich glaube, er hatte mich komplett vergessen, war nur noch er, ganz bei sich in
der Rolle, in die nun geschlüpft war. Die Alltagshaut hatte er abgestreift und war in die des Clowns, seiner wahren Seelenrolle geschlüpft, dort wo ihn keine Sorgen plagten. Da wurde der alte Mann zum Kind und war
glücklich. Irgendwann kam Seniora Rivel zurück und forderte mich auf zu gehen. Erst da bemerkte mich Charly Rivel wieder, lachte mich an und gab mir zum Abschied die Hand. Dieses Erleben in der Garderobe ist mir
intensiver in Erinnerung geblieben, als seine wunderbaren Auftritte im Manegenrund.
Peter Burger
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